Moni und Roli Langzeit-Reisen

Western Australia Teil 4 (Südwesten und Nullarbor)

[verfasst von Roli, vollendet von Moni]

In Perth blieben wir etwas länger hängen, jetzt sind wir wieder "in Fahrt". Ziel ist die Weinregion um Margaret River, die Südküste und schlussendlich die Durchquerung der Nullarbor Plain um nach Südaustralien zu gelangen. Alles schön der Reihe nach:

Penguin Island

Klicken vergrössert das Bild In Rockingham machen wir den ersten Stopp. Anstatt die für 15 Dollar pro Person angebotene Überfahrt in Anspruch zu nehmen, waten wir einfach durchs Meer zur Penguin Island hinüber. Das Glück ist uns nicht hold und wir sehen keine Pinguine auf den markierten Pfaden. Die Chancen stehen heute entsprechend schlecht. Es ist Samstag, das heisst Wochenend-Tourismus. Als Pinguin würde ich mich auch verkriechen. Für Geld könnten wir bei der Fütterung dabei sein, aber wir sparen das lieber, denn wir werden in Tasmanien oder Neuseeland sicher noch Pinguine in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Die Insel ist ansonsten recht ansehnlich und wir freuen uns über die vielen Pelikane, die hier brüten und leben.
Klicken vergrössert das Bild Wir übernachten auf dem auf den ersten Blick unscheinbaren Water's Edge Roadhouse Caravan Park in Bouvard. Die unpowered Site, die wir bekommen liegt direkt am Harvey Estuary (Flussmündung des Harvey Rivers). Falls jemand auf dieser Strecke fährt und übernachten will, können wir den Platz sehr empfehlen, er kostet 20 AUD.

Bunbury

Klicken vergrössert das Bild In dieser Stadt geniessen wir zusammen mit den Aussies die Sonntags-Frühschoppen-Stimmung bei Milkshake und Muffin. Selbstverständlich gehört die (fette) Wochenend-Ausgabe "The West Australian" dazu. So sind wir in Sachen Weltgeschehen wieder auf dem neuesten Stand. Mehr hält uns nicht in dieser kleinen Stadt.

Bibbulmun Track

Klicken vergrössert das Bild Das wahre Wanderer-Herz schlägt höher wenn dieser Name erklingt. Der "Bibb" ist der berühmte Wanderweg von Kalamunda (schon wieder ein Vorort von Perth) bis Albany mit einer Länge von 963 km. Wir fahren nach Collie um einen kleinen Teil dieses Tracks zu bewandern.
Klicken vergrössert das Bild Wir wollen gestärkt auf die Wanderung gehen. Auf dem Campplatz bekommen wir eine Küche inkl. Backofen für uns allein und da drängt sich der Wunsch nach einem "richtigen" Brot auf. Moni bäckt ein Brot, das förmlich an die Stromatolithen vom Hamelin Pool erinnert. Es schmeckt aber wie Zopf und hat auch die Konsistenz dessen. Mmmmhh, endlich wieder mal richtig gutes Brot im Magen. Mit Butter und Honig ist das himmlisch.

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Am nächsten Morgen geht's los. Wir wandern in südlicher Richtung aber schon nach etwa sechs Kilometern kehren wir um weil das Wasser schon zur Hälfte getrunken ist. Die Sonne macht einem durstig. Wir können uns gut vorstellen, dass der Bibb-Track eine mehrtägige Wanderung wert ist. Nach vier Stunden sind wir wieder zurück beim Auto und spüren es in den Beinen. Offensichtlich sind wir nicht mehr so trainiert weil wir schon länger keine Wanderung mehr gemacht haben. Das muss geändert werden! Aber jetzt gibt es erst einmal etwas zu essen.

Samichlaus

Klar haben wir den Samichlaus gesehen! Am 6. Dezember sassen wir gerade auf unseren Campingstühlen an einem schönen See und genossen das Znacht bei einem feinen Glas Wein, da kam er. Er sass auf einem Gartenstuhl auf einem Anhänger der von einem Töff gezogen wurde. Also nichts mit Schlitten und so. Und der Schmutzli fehlte auch. Es ist Sommer hier.

Wein und Tropfsteinhöhlen in der Region Margaret River

Wein

Von Cape Naturaliste bis Cape Leeuwin zieht sich die Region Margaret River, wo sich Weingut an Weingut reiht und mit Höhlen und andern kleinen Touristenattraktionen gespickt ist.

Unsere erste Winery, Byramgou Park Winery in Donnybrook, ist recht abgelegen und entsprechend klein. Eigentlich hat man nicht das Gefühl zu einer Winery zu fahren. Dafür werden wir umso herzlicher empfangen. Richard, der Winzer, zeigt uns zuerst seinen neuen klimatisierten Degustations-Raum, der in den nächsten Wochen fertig werden soll. Er macht alles selbst und hat offenbar nicht nur als Winzer ein Talent sondern auch als Handwerker. Seine Frau Geraldine kommt um die Ecke und Richard stellt sie uns vor. Jetzt geht's ab mit ihr zusammen Weindegustieren. Ohne Debatte bietet sie uns ihre gesamte Palette zum Probieren an. Sie haben erst vor ein paar Jahren das Gut übernommen und haben es nicht leicht mit den Grösseren Schritt zu halten. Über jeden Wein kann Geraldine etwas erzählen und schon bald ist eine ganze Stunde um. Am Schluss kaufen wir ein "Shiraz Grenache 2002". Wir wollen nicht mehrere Flaschen kaufen, schliesslich hat unser Einfamilienhaus (Toyota) noch keinen Weinkeller. Für das hat Geraldine vollstes Verständnis und wünscht uns eine schone Weiterreise. Danke, der Besuch hat Spass gemacht.

Für heute haben wir genug degustiert und fahren auf den nächsten Campingplatz, kochen etwas feines Znacht und geniessen den erstandenen Wein dazu.

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Am nächsten Tag fahren wir zu weiteren Wineries. Wir werden immer nett empfangen, leider nie mehr so persönlich wie auf Byramgou Park. Dafür sind die Umgebungen schöner gestaltet und teilweise sogar mit einem Restaurant ausgestattet.

Tropfsteinhöhlen

Mehrere Tropfsteinhöhlen wurden gefunden und für das Publikum zugänglich gemacht. Sie liegen alle an der Strasse, die sich Caves Road nennt. Zuerst etwas Allgemein-Bildung:
Stalaktit: [griechisch] der, von der Decke nach unten wachsender Tropfsteinzapfen.
Stalagmit: [griechisch] der, vom Boden nach oben wachsende Tropfsteinsäule.

Klicken vergrössert das BildDas Ticket für die Jewel Cave verkauft uns ein alter bärtiger Mann. Er ist sehr wortkarg, wir haben ihn gerade beim Essen seines Sandwiches gestört. Die Frage, ob ein Stativ erlaubt sei, verneint er. (Ein Stativ ist für die Fotografie bei schwachem Licht unerlässlich. Wer es schon mit dem eingebauten Blitz versucht hat, weiss wie hässlich das Ergebnis aussieht.) Zum Glück habe ich für solche Fälle ein unauffälliges Mikro-Stativ dabei, mit dem ich die Kamera behelfsmässig fixieren kann.
Derselbe alte Mann führt uns in die Höhle. Beim Eingang sagt er, wir dürften so viele Fotos machen wie wir wollten. Aber während der Führung in der Höhle schaltet er das Licht nur gerade dort ein, wo die ganze Gruppe steht und solange er in seinen Bart was brummelt. D.h. er macht es noch schwieriger zu fotografieren.

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildNicht alle Höhlen sind so Fotografie-unfreundlich, es geht auch anders. In der Ngilgi-Cave werden wir an der Kasse von einem Schweizer in englischer Sprache empfangen. Der Mann hat einen solchen Schweizerslang, dass wir ihn kurzerhand in schwiizerdütsch ansprechen. Der Eintrittspreis für diese Höhle ist niedriger und die Führung beschränkt sich auf ein Vorwort mit dem wir auch was anfangen können. Danach werden wir in die Selbstständigkeit entlassen und können solange bleiben wie wir wollen. So macht es richtig Spass. Schon sind wieder zwei Stunden unserer Weltreise im Flug vergangen.

Albany

Klicken vergrössert das BildAlbany wurde 1826 kurz vor Perth gegründet und ist die älteste europäische Siedlung in Westaustralien. Heute ist Albany das kommerzielle Zentrum der südlichen Region. Wir nutzen die günstigen Dieselpreise und füllen beide Tanks. Wie in jeder grösseren Stadt gibt es hier Supermärkte mit günstigem Food.

Stirling Range NP

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Wandern ist angesagt! Wir besteigen den grössten Berg dieser Region, den "Bluff Knoll". Der Aufstieg ist steil und anstrengend...
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild... die Aussicht atemberaubend. Die Daten (Hallo Petra und Tom, bitte nicht lachen): Höhe: 1073 Meter, Länge: 3.1 Kilometer, 650 Höhenmeter, Aufstieg 1.5 Stunden, Abstieg 1 Stunde. Unseren Beinen hat es gut getan und ein paar Muskeln sind wieder zum Leben erwacht.

Lily

Klicken vergrössert das BildDie einzige holländische Windmühle Australiens wurde 1997 fertig gestellt und ist eine Nachbildung aus dem 16. Jahrhundert. Für uns lag sie gerade am Weg Richtung Norseman und deswegen haben wir sie besucht. Es gibt in Australien tausend Windmühlen, die aber keine wirklichen Mühlen sind, sondern Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche bringen, sozusagen "Windpumpen". Diese "echte" Windmühle bietet einen abwechslungsreichen Kontrast.

Norseman

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildNorseman ist der letzte Ort in Westaustralien vor der Nullarbor Plain. Wir kommen uns vor wie in einer zukünftigen Geisterstadt. Wir tanken nochmals voll. So sind wir für die 1200-Kilometer-lange Reise nach Ceduna unabhängig. Die Dieselpreise an der langen Strecke entlang sind wesentlich höher und wir wollen unser Budget nicht zu arg strapazieren. Schliesslich wollen wir noch ein Jahr unterwegs sein.

Nullarbor Plain

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Die Nullarbor Plain trennt den Westen vom Süden Australiens. Nullarbor ist schlechtes Latein für "Nix Baum" (und das ist genauso schlechtes Deutsch). Auf einem grossen Teil des Gebiets wächst kein Baum. Das fanden die Australier trostlos genug, um die Region zu schützen und als Nationalpark zu erklären. Für uns heisst es: Fahren, fahren, fahren. Unser Musikrepetoire kennen wir schon in und auswendig und unsere Motivation bleibt ein bisschen auf der Strecke. Der längste schnurgerade Strassenabschnitt Australiens misst 146 Kilometer, das entspricht der Luftlinie zwischen Brig und Winterthur, ohne Kurve. Etwa alle 200 Kilometer steht ein Roadhouse mit, wie schon erwähnt, teuren Treibstoffpreisen. Aber uns stört das nicht, wir werden erst in Ceduna wieder tanken. Dennoch kennen wir alle Tankstellen, haben wir diese immer für eine kürzere oder längere Glace- und Pipi-Pause genutzt. Das waren drei Tage voller Schleckgenuss.

Klicken vergrössert das Bild Das grosse Highlight ist die Steilwandküste Südaustraliens. Hier ist das Land zu Ende, Knall auf Fall und klar abgegrenzt. Es ist sehr beeindruckend da oben an der Kante zu stehen und ins Meer hinaus zu schauen. Bis zur Antarktis sind es nur etwa 3800 Kilometer.

Klicken vergrössert das Bild Schmunzeln mussten wir bei einer der wenigen Anhöhen, die die Australier doch glatt als Pass bezeichnen. Der Madura Pass ist stolze 130 Meter über der Ebene. Immerhin hat man hier eine kleine Aussicht. Zzzzz...die Australier!

Ceduna

Nach drei Tagen kommen wir in diesem 2600-Seelen-Dorf an. Wir sind müde von der Fahrerei und freuen uns auf eine Dusche. Der Campingplatz erfüllt alle Kriterien um sich heimisch zu fühlen, dass wir kurz entschlossen einen zusätzlichen Ruhetag einlegen. Es werden Emails und SMS beantwortet, fleissig an den Reiseberichten weiter geschrieben, unser Gasherd bekommt einen Frühlingsputz verpasst und ein paar Minuten bleiben noch zum relaxen. Jetzt sind wir startklar für Südaustralien!