Moni und Roli Langzeit-Reisen

Under down under: Tasmanien

[gemunkelt von Roli mit Meerblick, vollbracht von Moni mit Durchblick]

Klicken vergrössert das Bild Tasmanien, das müsste rasch erzählt sein wenn man den Prospekten glaubt. Da steht in 10 bis 14 Tagen hätte man alles gesehen. Die Insel ist flächenmässig 113-mal kleiner (68'000 km²) als das Festland (7'700'000 km²). Sie wurde 1642 von A.J. Tasman entdeckt und hiess bis Mitte des 19. Jahrhunderts Van-Diemen's-Land. In dem Australischen Bundesstaat fehlen die grossen Australien-Highlights wie der Uluru, die Pinnacles oder die Great Ocean Road. Trotzdem sind unsere Erfahrungen ein Highlight. Wir bleiben 25 Tage hier und entdecken in dieser Zeit längst nicht alles. Da sind noch viele Plätze die nicht im Reiseführer stehen. Ein Australier, der nach Tasmanien umgesiedelt ist, berichtet, er habe selbst nach einem Jahr noch nicht alles gesehen. Eines können wir vorweg nehmen, die Krönung Tasmaniens ist Tasmanien selbst.

Los geht's

Klicken vergrössert das Bild Nach einigen Checkpoints, von Ticketkontrolle bis zu Früchte- und Gemüsequarantäne, haben wir es geschafft. Wir fahren in den Bauch der Fähre auf die Garageetage 5. Die grossen Tore schliessen sich und die Fähre legt ab. Vom Aussendeck bewundern wir die strahlende Skyline von Melbourne in der Abenddämmerung. Obendrauf startet ein Feuerwerk über der Stadt. Es ist Australian Day, der Nationalfeiertag. So verabschiedet sich Melbourne. Ist das nicht prächtig? Zehn Stunden später erreichen wir Devonport, der Anlaufhafen der Spirit of Tasmania. Das Wetter begrüsst uns bewölkt und regnerisch. Macht nichts. Wir sind sowieso müde von der Überfahrt, denn wir haben nicht besonders gut geschlafen. Jedoch sind wir noch aufgeweckt genug und bemerken einen Klicken vergrössert das BildAustralien-Kurzschnabeligel am Strassenrand. Ich gebe sofort das Kommando "Fotostopp". Short-beaked Echidnas (Tachyglossus aculeatus) sind eine von wenigen eierlegenden Säugetierarten und eine exklusive Australienspezie. Ausgewachsen wiegen sie bis zu 5kg. In Tasmanien sind sie haariger als in anderen Staaten und haben weniger Stachel. Wenn man sie erschreckt graben sie sich in den Boden ein und lassen nur noch den Stachelpanzer sichtbar. Ein Echidna frisst hauptsächlich Ameisen und Termiten. Er hat keine Zähne. Seine Beute steckt er an seine lange Zunge und zieht sie in das winzige Maul. Wenn er etwas Grösseres wie z.B. eine Raupe oder eine Käferlarve findet, zerquetscht er es zuerst mit Hilfe der Schnauze und der Zunge. E Guete!

Stanley und The Nut

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Die Ortschaft Stanley begann 1826 zu florieren als die Van Diemen's Company der nordwestliche Teil Tasmaniens kultivierte. Das qualitativ gute Hammel- und Rindfleisch sowie Kartoffeln wurde zu den Goldfeldern von Victoria verschifft. Heute ist das 700-Seelen-Dorf ein charmantes Plätzchen mit guten Spots für Angler. Der Hausberg "The Nut" ist die Attraktion für Touristen. Der 152 Meter hohe vulkanische Fels wird von weit her gesichtet. Für diejenigen, welche es gerne gemütlich nehmen, ist ein Sessellift das Transportmittel um den 12.5 Millionen alten Berg zu erklimmen. Wir zwei schnüren unsere Wanderschuhe und nehmen den steilen Anstieg von 10 Minuten auf uns. Ein kleiner Rundgang auf dem Hügel selbst bietet schöne Aussichten auf das Meer Land und Dorf.

Julius River Forest Reserve

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Wir fahren durch saftig grüne, teils waldige Landschaften. Den Abstecher in den Julius River Forest Reserve machen wir eigentlich nur wegen des Campingplatzes. Im feucht-nebligen Regenwald treffen wir auf einen kurzen markierten Rundweg durch den Dschungel. Genau so haben wir uns Tasmanien vorgestellt: Sattgrünes Farn säumt den Weg, moosbewachsene Eukalypten schwängern die feucht-kühle Luft mit ihrem Duft, die Schritte verhallen dumpf im weichen Waldboden, da und dort hüpft ein aufgeschrecktes Wallaby davon. Welch ein Naturparadies!

Cradle Mountain Lake St Clair NP und Franklin-Gordon Wild Rivers NP

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Lake Dove und Lake St Clair sind zwei kristallklare, malerische Gewässer umgeben von Bergen, idyllischer könnte es in der Schweiz nicht sein. Der 8-stündige Marsch auf den Cradle Mountain wollen wir uns sparen für den Schluss unserer Tasmanientour. Leider wird dann am Ende die Zeit zu knapp. Macht nichts! Somit haben wir einen guten Grund irgendwann wieder nach Tasmanien zu reisen.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Wir fahren den Track zu den Montezuma Falls. Die Strecke ist gekennzeichnet als "high grade 4WD" was heisst, dass es selbst für Geländewagen hart ist, durchzukommen. Die Piste ist schlammig, stellenweise sehr breiig und steil, auch zwei drei Flüsschen müssen durchquert werden. Wir schaffen es ohne Probleme. Mir fällt dazu der Satz ein: Landcruiser fühlen sich auf solchen Strecken zu Hause. Nach kurzem Marsch erreichen wir dann unser eigentliches Ziel den Montezuma Falls. Über 100 Meter hoch ist der Fall und die Brücke ist nur für diejenigen etwas, welche keine Höhenangst haben und schwindelfrei sind.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Stunden später stoppen wir beim Russelfall. Wir brauchen eh eine Pause von der Fahrerei und ein kleiner Fussmarsch ist genau das Richtige. Schön wie immer und just another waterfall. Und weil ich fast alles ablichte, was mir vor die Linse kommt, mache ich hier keine Ausnahme.

Bruny Island

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Die Insel mit seinen 550 Einwohner und seiner vielfältigen Tierwelt liegt südlich von Hobart und besteht aus zwei Teilen, die nur durch einen schmalen Landstrich miteinander verbunden sind. Dieser bildet für uns den Höhepunkt Bruny Islands. Zwergpinguine (Fairy Penguins) sind hier abends auszumachen. Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben eignet sich eine Kaffe-/Teepause am Strand bestens. Pünktlich zur Dämmerung versammeln sich die Schaulustigen auf dem Boardwalk, der mit Bretterwänden eine Tarnung darstellt. Ein Ranger kommt und schildert Wissenswertes. Die putzigen Kerle watscheln nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Wasser in ihre Bauten. Mit roter Folie abgedeckten Taschenlampen können wir die kleinen Erdenbürger beobachten. Weil die Pinguine sehr empfindliche Augen haben, finden sie auch in der Nacht ihren Weg problemlos. Für mich bedeutet das, ohne Blitz zu fotografieren, was sich als ein Ding der Unmöglichkeit herausstellt, deswegen haben wir nur ein abkopiertes Bild vom Info-Flyer. Eudyptula minor, so der wissenschaftliche Name, leben in Kolonien an der südlichen Küste Australiens. Sie werden bis etwa 40 cm gross, 1 kg schwer und 6 Jahre alt.

Hobart

Die Metropole Tasmaniens hat mit 130'000 Einwohnern eine eher kleinstädtische Grösse. Bei unserer Ankunft regnet es, nein, es fallen Sturzfluten vom Himmel. Einen solchen Regenguss haben wir noch nie erlebt. Überall treten Bäche über die Ufer und Strassen werden überschwemmt. Aus der Zeitung erfahren wir später, es regnet wie seit 150 Jahren nicht mehr.
Der Jahrhundert-Sturm, welcher zurzeit Teile Südostaustraliens und Tasmaniens heimsucht, bekommen auch unsere Reisefreunde Rosmarie und Kurt ganz kräftig zu spüren. Wir erhalten am morgen ein SMS, ihre Fähre sei auf halbem Weg zurückgekehrt nach Melbourne. Erst etwas später kommt uns zu Ohren, was wirklich geschehen war: Nach über sechs Stunden Kampf gegen den Sturm kehrte die "Spirit of Tasmania" zurück weil die bis zu 20 Meter hohen Wellen mehrere Fenster eingeschlagen und sogar an der Kommandobrücke Schaden angerichtet haben. Für die ohnehin schon seekranken Passagiere muss es eine Tortur der harten Art gewesen sein, die über 14 Stunden andauerte (die normale Fahrzeit wäre nur zirka neun Stunden). Rosmarie und Kurt kommen dann ein paar Tage später mit einer anderen Fähre unversehrt und glücklich in Tasmanien an.

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Was für die begeisterten Camper die Campingaustellungen sind, ist für Segelfreaks das Australian Wooden Boat Festival. Alle zwei Jahre wird in Hobart die Messe veranstaltet. Es werden Schiffe von ganz Australien gezeigt und Tasmaniens traditionelle Bootsbauer-Kunst gefeiert.

Grosses Europäer-Treffen in Hobart

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Nach einem flüchtigen Ausflug auf die Tasman-Halbinsel kehren wir wieder in die Hauptstadt Hobart zurück. In der Zwischenzeit hat sich der Regen verzogen. Per SMS melden sich Reisefreunde an. Wir versuchen auf dem Campingplatz einen grösseren Abschnitt zu reservieren, damit wir alle beisammen parken können. Nach und nach treffen sie ein: Naica und Peter aus Deutschland, Marcel und Doris aus Österreich, Peter und Ruth aus der Schweiz (AG), Rosmarie und Kurt auch aus der Schweiz (ZH), Monique und Sascha ebenfalls aus der Schweiz (BE). Dass sich so viele Reisende hier treffen, beschreibt Kurt als das Gefühl wie an Weihnachten in Ushuaia. Hobart ist, wie Ushuaia, die südlichste Stadt des Kontinents. Genau!
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildMittels Planen erstellen wir eine kleine Zeltstadt, die uns vor Sonne, Regen und Wind schützt. So lässt es sich gemütlich bis in die späten Abendstunden plaudern, diskutieren und philosophieren, auch wenn es zeitweise ein klein wenig kühl wird. Dann wird eben alles angezogen was der Kleiderschrank so hergibt. An meinem Geburtstag werde ich mit zwei leckeren Geburtstagstorten beschenkt und bekomme live ein Happy Birthday vorgetragen. Welch ein Freudentag! Danke euch allen nochmals für die Überraschung!
Nach vier Tagen löst sich unsere europäische Reunion auf. Alle fahren in verschiedene Himmelsrichtungen und die Reisen werden fortgesetzt.

Tassies Ostküste

Klicken vergrössert das Bild Von Hobart machen wir uns zuerst auf nach Richmond, einem hübschen kleinen Städtchen mit historischen Gebäuden. Wir wollen die bekannte und gute Richmond-Bäckerei besuchen. Rosmarie und Kurt waren vor uns schon hier und haben einen Schoggi-Gugelhopf (ich weiss das hauchdeutsche Wort nicht für diesen runden Schokoladen-Kuchen mit Loch in der Mitte; vielleicht könnten uns die deutschen Leser hier weiterhelfen) mitgebracht, welcher uns vorzüglich gemundet und uns an die gute ehrwürdige Schweiz erinnert hat. Die zwei Jam-Donuts (zu schweizerdeutsch Berliner, ein süssfettiges Frittiergebäck völlig ohne Kalorien, das einfach nur lecker, lecker, lecker schmeckt), die wir jetzt verschlingen, sind der Gipfel an Bäckerskunst. Ende der Werbesendung.

Klicken vergrössert das BildAuf der Freycinet-Peninsula heisst das Ziel Wineglass Bay. Diese Bucht sichtet man auf jeder zweiten Postkarte, sie scheint das Highlight schlechthin zu sein. Tja, es ist halt einfach eine schöne Bucht.
Den Weg hinunter ans Ufer nehmen wir nicht unter die Füsse. Wir sind zu hungrig und es wartet ein Raclette. Mmhhh. An den "Friendly Beaches", ja die Strände heissen wirklich so, finden wir unseren Übernachtungsplatz und geniessen das zum kühlen Abend passende Käsegericht mit einem guten Glas Wein. Einige Wallabies hüpfen rund um unsern Tisch. Hey, das ist richtig Schweiz-Australisch gemütlich.

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild In der Bay of Fires, megaschön, geniessen wir zum letzten Mal ein Camp direkt am Meer, die Stelle hier heisst "Cosy Corner", gemütliche Ecke. Die Felsformationen am Strand laden zu einer ausgedehnten Fotosession ein. Ich stehe hierfür noch vor dem Sonnenaufgang auf und erhalte als Belohnung traumhafte Bilder.

Tin Mine Museum

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild In Derby wurde im 19. Jahrhundert Zinn entdeckt. Aus diesem verschlafenen Nest wurde in Kürze ein florierendes Gebiet, das viele als Chance nutzten um Arbeit zu bekommen. Der Boom war nicht von sehr langer Dauer und heute ist Derby eine Historic Town wie so viele andere auch. Im früheren Schulgebäude ist ein Museum der ehemaligen Mine untergebracht mit vielen Fotografien, alten Schriftstücken und allerlei Accessoires.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Im Hintergarten der Schule wurde eine kleine Minenstadt nachgebaut, welche bestaunt und betreten werden darf.

Liffey Falls

Klicken vergrössert das Bild Wir haben in Australien ja schon so manche Falls gesehen. Der hier allerdings ist wahrscheinlich der letzte den wir zu Gesicht bekommen und wir lassen uns Zeit fürs Fotografieren. Das Wetter ist gut, das heisst bewölkt, so kann ich mit einer langen Belichtungszeit das Wasser fliessen lassen. Die beste Position fürs Foto scheint auf der anderen Flussseite zu sein, für uns kein Problem. Eine ältere Frau ruft zu mir rüber, wie ich dahin gekommen sei und ich erkläre ihr den Weg über ein paar Steine, die aus dem Wasser ragen. Als wir den Rückweg antreten, treffen wir dieselbe Frau nochmals und sie erklärt uns, dass ihr die Flussquerung zu anstrengend sei. Ich biete mich ihr an, nochmals hinzugehen und ein Foto mit ihrem Apparat zu machen, was sie gerne annimmt. Als ich zurückkomme ist sie ausser sich vor Freude und glücklich, dass sie doch noch ein gutes Foto von diesem Wasserfall hat. Ich hoffe jetzt einfach, dass das Foto etwas wird.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Auf der Strassenkarte entdecken wir die Ortschaft Roland und den Berg Mt. Roland. Weil die beiden Dinge fast an der Strecke liegen, fahren wir kurz hin. Das Dorf ist nichts Besonderes aber der Berg kann sich sehen lassen. Später entdecke ich ihn sogar auf einer Postkarte. Ich erinnere mich an die Bedeutung des Namens: Roland, der berühmte im Lande. Aha, deswegen die Postkarte.

Klicken vergrössert das BildIn Kentish Park am Lake Barrington ist der nächste und zugleich auch der letzte Übernachtungsplatz in Tassie. Mit Blick auf den See ist dies einer der romantischsten Plätze. Das Abschiedsfeuer am Abend gelingt zuerst ganz gut, trotz feuchtem Holz, dann aber fängt es an wie aus Kübeln zu giessen und wir flüchten ins trockene Auto. Das Wetter ist launenhaft. Grrrr.
Am nächsten Morgen nehmen wir es nochmals richtig gemütlich. Wir müssen erst am Abend in Devonport sein. Die Fähre legt um 21 Uhr ab. Also schauen wir zuerst noch ein bisschen dem Treiben auf dem See zu. Der Regen hat sich übrigens wieder aus dem Staub gemacht. Es ist Samstag und junge Leute erscheinen scharweise, lassen ihre Boote zu Wasser und ziehen einander auf Wasserskiern, Wakeboards und dergleichen umher.

Sheffield

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Sheffield ist wieder so eine "Historic Town" und scheint vom Tourismus zu leben. Ein Holländer, der seit vielen Jahren in Sheffield lebt, führt ein Lama an der Leine durchs Dorf. Touristen dürfen knipsen und er hofft so ein paar Bucks (Dollars) zu verdienen. Einzigartig sind die bemalten Häuserwände und Abfallkübel. Alles schön gemacht.

In Devonport gehen wir auf die Fähre. Mit dem Wissen, dass unsere Australientour ein Ende nimmt, verlassen wir Tasmanien ein bisschen mit Wehmut. Wir träumen von einer nochmaligen Verlängerung, das Visum wäre ja noch bis zum 1. Juli gültig! Auf dem Aussendeck winken wir Tasmanien Adieu und die Lichter verschwinden am Horizont. Morgens um sieben kommen wir wohlbehalten in Melbourne an.