Moni und Roli Langzeit-Reisen

Zurück in der Schweiz

[von beiden]

Klicken vergrössert das BildKlicken vergrössert das BildLange hat's gedauert aber nun ist er da! Der Abschluss-/ Neuanfangbericht. Die Reiseführer stehen im Regal, die Rucksäcke im Estrich (Dachboden) und die Schlafsäcke haben wir durch ein Bett ersetzt. Seit Mitte März logieren wir in einer kleinen Mietwohnung und haben uns schon ordentlich eingelebt. Unsere Wochen bzw. Wochenenden waren/sind mit vielen Terminen belegt. Vieles galt es zu organisieren und jetzt nach einem halben Jahr ist so das wichtigste erledigt. Beide haben wir wieder eine Festanstellung und gehen brav jeden Tag zur Arbeit. Die ersten "Schwiizerfränkli" haben wir bereits wieder in den Bauch des Sparschweins gelegt und nebenbei aber auch den Moment genossen uns dies oder jenes einfach so wieder leisten zu können.

Unsere Heimkehr haben wir im Voraus geplant. Unsere Freunde und Angehörigen wussten nichts von unserer Heimkehr und die Überraschung war wirklich gelungen.. Von Tränen über Verblüffung, Verwirrung und Fassungslosigkeit haben wir fast alles erlebt. Eine der ersten Fragen war: "Wie lange bleibt ihr jetzt hier?".

Für die ersten Wochen durften wir uns bei unseren Freunden Samuel und Evelyn einquartieren. Aber was heisst hier erste Wochen. Kaum ein paar Tage in der Schweiz, packten wir erneut unsere Rucksäcke. Mit Skischuhen und Winterklamotten machten wir uns auf die Socken für die Skiferien. Zwei Wochen auf der Riederalp mussten ausreichen um unsere Skifahrlust, die wir zwei Jahre lang nicht ausleben konnten, zu befriedigen.

Aber jetzt mal von vorne: Haben wir uns denn eigentlich auf die Heimat gefreut? Aber ja! Und wie! Jedesmal, wenn wir Lust auf etwas aus der Heimat hatten, schrieben wir es auf diese Liste:
Servelats mit Thomi-Senf, gutes knuspriges Brot, ein richtiges Fondue, ein Raclette, Skifahren, Walliser Bergkäse, Älpler-Magronen, eine Aufgabe zu haben, Schoggi (Giandor von der Migros nur für Roli, Moni mag keine Schoggi), Emmentaler, Gruyere, Fol Epi, Zweifel Paprika-Chips, eigene vier Wände, Zopf mit Butter und Honig, Linzertorte, das Hochzeitsalbum von Pietrinis, eine sichere Wohnung, Bett, WC, Dusche, alles bequem und gemütlich, Backofen mit Oberhitze, Rivella, feine Butter-Gipfeli, frische Milch mit Ovo, Gugelhopf (z.B. selbstgemachter Rumgugelhopf), eine neue Herausforderung anzugehen, Nespresso-Kafi in Bueri und E'brücke, Wienerli mit Senf und Brot oder Härdöpfu und natürlich unsere Freunde und Angehörigen.

Das Gefühl am Flughafen in Kloten bei der Ankunft war schon ganz besonders. Alles ist sauber, extrem sauber. Das Zugsticket können wir am SBB-Schalter lösen, auf schweizerdeutsch, und sauteuer, aber das wussten wir ja schon vorher. Mit einem 2. Klasse-Billet im Sack steigen wir in den Zug. Innen sieht es aus wie 1. Klasse. Der Wagen ist nagelneu, frisch geputzt und tadellos. Uns kommen fast die Tränen. Wir wussten gar nicht mehr, dass es sowas gibt. Pünktlich auf die Sekunde fährt der Bahnhof unter uns weg. Kein Ruckeln, kein Quitschen, kein Fahr-Geräusch. Damit die Szene echt wirkt, wird eine Schweiz-bei-Nacht-Kulisse am blitz-blanken Fenster vorbeigezogen. 18 Monate waren wir in fremden Ländern unterwegs. Jetzt sind wir in der alten bekannten Schweiz und können es kaum fassen. Wir steigen in ein genauso neues Postauto um und kommen schon bald an unserem ersten Ziel Wittwil an. Unsere Freunde begrüssen uns herzlich. Wiedersehen macht Freude. In einem weichen, warmen und sauberen Bett finden wir den verdienten Schlaf nach einer langen Reise.


Klicken vergrössert das BildDer erste Morgen ist von einer feinen Puderzuckerschicht überzogen. Die Schweiz könnte uns nicht romantischer begrüssen.
Schon in den ersten Stunden ist die Versuchung gross, einfach schnell in die Migros zu gehen und ein Sack Chips oder sonst was Verführerisches zu kaufen. Wir halten uns nichts vor. Diese Freude auf den ersten Biss in Emmentalerkäse oder frisches Brot weicht leider sehr schnell der Gewohnheit, die wir ja vor der Reise schon immer hatten. Aber auch ohne die gekauften Freuden fühlen wir uns glücklich und wohl.

Wie liefs mit der Jobsuche?
Beide haben wir unsere Bewerbungen geschrieben und einige Vorstellungsgespräche mitgemacht. Für die ersten Monate haben wir beide einen temporären Job angenommen. Inzwischen sind wir an einer Festanstellung und stecken mitten in der Probezeit. Ob's schwierig war? Wir hatten Glück und auch die richtige Einstellung. Waren und sind es immer noch, motiviert. Haben uns nicht auf einer festen Schiene gestellt und blieben innovativ. Die lange Reise wird bei den Vorstellungs-Gesprächen meistens als positiv bewertet. Alle Warnungen, die Lage sei gerade extrem schlecht, können wir in den Wind schlagen.

Und wie fühlen wir uns jetzt ein paar Monate nach der Heimkehr?
Glücklich. Das Leben ist ein Abenteuer und wir sind mittendrin. Auf der Reise haben wir alles miteinander gemacht und erlebt. Jetzt haben wir uns täglich am Abend Neues zu erzählen. Es bleibt weiterhin spannend. Die Wohnung ist noch nicht fertig eingerichtet, die ersten Wunschprojekte machen unseren Köpfen bereits wieder "Kopfzerbrechen". Es gibt viel nachzuholen und es ändert sich laufend etwas.

Verändert man sich selbst?
Ja und Nein. Man bleibt eigentlich ganz der alte und lernt doch neues dazu. Wir haben immer noch dieselben Fehler und Tugenden. Aber wir sind offener, toleranter und geduldiger geworden. Wir kritisieren uns gegenseitig weniger und wenn doch, nehmen wir es dem anderen weniger übel. Wir haben unsere Weltanschauung nicht verändert, aber erweitert. Wir haben gelernt, was wichtig ist im Leben: Glücklich sein.

Fazit:
Die Reise hat uns sehr viel mehr gebracht, als wir erwartet hatten. Wir stehen jetzt am Anfang einer neuen Zeit, in der wir das oder die nächsten Projekte formen werden. Die vergangene Reise ist die Würze für die Zukunft.