Moni und Roli Langzeit-Reisen

Neuseeland Südinsel 1

[geklagt von Roli, verklagt von Moni]

verkorkster Start

Wer das Klagelied überspringen will, scrollt einfach weiter oder klickt hier.

Klicken vergroessert das Bild Drei kurze Stunden dauert der Flug von Melbourne nach Christchurch und Allan (Fahrzeugübergabemann) erwartet uns mitsamt schlechtem Wetter. Er führt uns zu Valery (Campervan) und erklärt uns behelfsmässig die Einen und Anderen Nichtigkeiten. Dabei entdecken wir, dass die WOF (Warranty of Fitness) Ende April abläuft und die COF (Certificate of Fitness) am 12. Mai. Unser Mietvertrag endet aber erst am 24. Mai und ohne diese Tests sind Geldstrafen vorprogrammiert. Alles kein Problem, wir sollen dann zu gegebener Zeit dem Vermieter in Nelson anrufen, erklärt uns Allan. Grrr, naja okay. Der erstbeste Campingplatz wird angesteuert, es ist bereits Dunkel, als wir unser Campervan Valery von der Innenseite unter die Lupe nehmen. Das hölzerne Poptop sieht heimelig aus und der Stauraum ist für unsere Habseligkeiten genügend und dennoch ist alles irgendwie ein bisschen komisch. Spaghetti kochen ist allerdings kein Problem und die weiteren Entdeckungen werden auf morgen verschoben.
Klicken vergrössert das Bild Heute werden zuerst in der Stadt Christchurch die Sehenswürdigkeiten erkundet, dann aber geht's los Richtung Alpen. Wir wollen den Arthur's Pass Richtung Westen überqueren. An der Westküste soll das Wetter nämlich besser sein. Übrigens: Valerys Reifen zeigen nicht mehr viel Profil.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Der Weg führt durch eine Flussebene. Wunderschöne Landschaft und für ein Foto gehe ich sogar barfuss durchs Gletscherwasser. Brrrr... Schnee wäre wesentlich wärmer! Die andere Flussseite ist leider nicht so fotogen wie ich mir das erhofft habe dafür habe ich jetzt warme Füsse.
Klicken vergrössert das Bild Den ersten "wilden" Übernachtungsplatz finden wir in der Nähe des Waimakariri-Rivers. Die Nacht ist kühl und die Autoscheiben beschlagen von unserer Atemluft. Später setzt Regen ein und prasselt fein aufs Dach. Das hört sich romantisch an.
Am nächsten Morgen stellt sich Valery quer. Mit den zwei Umdrehungen, die der Anlasser noch aus der Batterie quetscht, lässt sie sich nicht starten. Die Starterbatterie ist leer. Die zweite Batterie ist auch keine Alternative, der Kühlschrank hat sie über Nacht ebenfalls leergesogen.
Nachdem wir den Toyota schon einige Meter geschoben haben, verirrt sich glücklicherweise ein pensionierter Neuseeländer mit seiner Frau auf unseren Parkplatz. Peinlich ist es mir schon, als er zuerst den ganzen Kofferraum umräumen muss um die Starthilfekabel zu finden, die zwar mehr an Silberfäden für den Weihnachtsbaum erinnern, aber beim zweiten Versuch Valery wieder zum Leben erwecken vermögen. Dünne Kabel sind besser als gar keine.
Klicken vergrössert das Bild Ein Fussmärschchen unternehmen wir bei einer auffälligen Kalksteinfelsformation. Einmal mehr geniessen wir die frische Luft, die Kühle und die schöne Umgebung. Valery lässt sich danach starten.
Klicken vergrössert das BildIn Arthur's Pass (Passhöhe) besuchen wir den 131 Meter hohen Devils Punch Bowl Fall. Die Wassermenge ist eindrücklich und wir erwischen es gerade noch, den Regenbogen zu sehen, der sich in der Gischt bildet. Danach verschwindet die Sonne hinter dem Bergkamm.
Um die Batterien zu schonen schalten wir in der Nacht den Kühlschrank aus und benutzen für Licht nur unsere Stirnlampen, die einmal mehr ihre Nützlichkeit unter Beweis stellen.
Klicken vergrössert das BildDer Camper lässt sich am nächsten Morgen unter einigem Gestotter anbringen. In Moana am Lake Brunner erspähen wir aktive Wassersportler. Das ist ein gutes Fotosujet und einige Minuten Pause haben wir auch verdient. Danach kommt es aber dicke! Während der Weiterfahrt klemmt die Lenkung in Linkskurven. Dies wiederholt sich bis nach Greymouth, wo wir den Vermieter anrufen. Ein Service ist gemäss Aufkleber übrigens auch überfällig.
Wir werden vertröstet, dass wir das Auto zurückbringen können und einen Panelvan als Ersatz bekommen. Der Service sei kürzlich gemacht worden und die Pneus seien noch nicht ganz am Limit würden aber gewechselt, wenn wir den Wagen zurückbringen. Die Abdeckung der Lenkstange soll ich doch abschrauben und nachsehen ob da was klemmt. Die Telefon-Verbindung bricht ab, der Vermieter ist heute nicht mehr erreichbar.
Geschlagen und frustriert gehen wir zum Auto zurück und suchen vergebens nach Werkzeugen. Mit dem Sackmesser (jede Schwiizer hets im Hosesack) demontiere ich die Lenkstangen-Abdeckung, finde aber nichts. Der Kühlschrank macht seinem Namen übrigens keine Ehre mehr, die zweite Batterie ist schon wieder leer. Also probieren wir es auf Gasbetrieb. Fehlanzeige.
Klicken vergrössert das BildAm späten Nachmittag treten wir den Weg zurück nach Christchurch an und treffen den Vermieter Tags darauf. Bei einem Kaffee klärt sich einiges, aber nicht alles:
Die Reifen sind seeeehr nah am Limit, für eine allfällige Busse würde er aber aufkommen. Die Werkzeuge sind hinter den Gasflaschen versteckt. Der Kühlschrank läuft normalerweise nur etwa 2 Stunden an der zweiten Batterie, in der Nacht muss auf Gasbetrieb umgestellt werden. Bei einer Testfahrt erkennt auch der Vermieter den Schaden im Lenkgestänge. Heute ist Samstag und somit keine sofortige Reparatur möglich und er möchte die Reparatur in Nelson (Hauptsitz des Vermieters) machen lassen. Wir erhalten als Ersatz einen Nissan-Van mit Liegepritsche. Der Nissan ist ausgerüstet mit einer Billig-Kühlbox, die die Kühl-Leistung eines Toppits-Gefrierbeutels hat, aber dafür umso mehr Volumen, einem kleinen Wasserkanister, einem Grill und einer leeren Gasflasche. Der Stauraum befindet sich unter der Pritsche und ist nur bei offener Heckklappe zugänglich. Wir sind enttäuscht und möchten lieber gleich den Vertrag auflösen. Denn das ist nicht unsere Wahl. Der Vermieter beharrt auf seinem Recht, Valery zu reparieren. Nach einem hin und her lassen wir ihm diese Chance. Er verspricht uns, auch all die anderen Probleme (Lampe beim Kochherd geht nicht, Hupe tut nicht, zweite Batterie nicht richtig montiert, Griff der Fahrertür abgebrochen, Temperaturanzeige kaputt, das Fenster lässt sich nicht ganz herunterkurbeln, das Innenlicht ist an der falschen Batterie angeschlossen, Wasserschlauch mit vernünftiger Länge fehlt, WOF und COF läuft ab) zu beheben.
Wir müssen an dieser Stelle sagen, dass wir zum unschlagbaren Preis von 42 Kiwidollar pro Tag mieten. Unser Wunsch wäre ein Campervan mit Küche, Tisch, Bett und Kästchen um die Sachen zu verstauen. Ein kleines Zuhause halt. Das alles würde Valery, trotz ihres Alters, bieten. Jetzt müsste das Ding nur noch funktionieren und wir wären glücklich. Anstelle dessen kurven wir jetzt mit einem kleinen Van herum, solange Valery in der Werkstatt steht. Und wie lange das geht weiss niemand so richtig. (Ein Autokauf kam für uns übrigens nicht in Frage weil a. ein gewünschtes Mobil mindestens 10000.- kostet, b. wir es in der Nebensaison verkaufen müssten und c. die Mieten in der Nach-/Neben-Saison recht günstig sind.)
Für heute mieten wir uns ein Cabin weil es in Strömen regnet. Wir möchten wenigstens im Trockenen kochen und essen. Ausserdem brauchen wir eine Dusche. Die bekommen wir für zusätzliche 20 Cent pro Minute ohne Möglichkeit die Temperatur zu regulieren. Der Duschkopf steht auf Brusthöhe, sehr bequem um die Haare zu waschen. Zu guter Letzt fällt mir das Shampoo auf den Boden und der Deckel bricht ab. Klar passiert das nicht zum ersten Mal, aber heute schwimmt der Deckel davon, bevor ich ihn erwische. Mann, war das ein Sch...-Tag!

Aber es könnte ja noch schlimmer kommen.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildWir lassen uns nicht entmutigen und wollen das "beste Skigebiet der südlichen Hemisphäre", Mt Hutt, erkunden. Eine steile unasphaltierte Strasse schlängelt sich hoch ins Skigebiet. Der Nissan-Motor muss eine Höchstleistung erbringen. Die Hitze des Motors fühlen wir gut weil er sich direkt unter der Mittelkonsole befindet und gönnen ihm zwischendurch eine Pause. Einzig die Temperaturanzeige bleibt cool, sprich, die ist defekt. Ansonsten lassen wir uns vom ersten Schnee beeindrucken. Im Skigebiet sind noch die Baumaschinen am Werk. Für den kommenden Winter 2005 wird ein 6er-Sessellift erstellt.
Wieder runter vom Berg meldet sich langsam der Hunger und weil die Gasflasche leer ist, packen wir auf einem Rastplatz unseren Trangia-Kocher aus. Das Geschirr, das lieblos mit ein paar Pfannen und ein bisschen Besteck in einen Einkaufskorb gezwängt wurde, ist schmutzig und sieht nicht besonders appetitlich aus. Aber wir sind flexibel (oder tun mindestens so), stecken das weg und so werden die Spaghetti (ja, wir essen schon wieder Spaghetti) doch noch gut. Vor dem Abwasch stösst sich Moni gehörig das Schienbein an der überflüssigen Anhängerkupplung. Mir ist das gleiche Schicksal schon heute Morgen widerfahren. Wir können uns gar nicht mehr richtig auf die weiteren Ziele freuen. Am Radio streikt die Anzeige, der Sicherheitsgurt hängt lose, der Keilriemen quitscht schon fast permanent und ab 80 kmh flattert die Fahrertür.
Jetzt ist Schluss, wir bringen auch diesen Wagen zurück. Noch besser: Wir werden den Vertrag definitiv auflösen, denn wenn wir Valery zurückerhalten, würden wir uns schon wegen Kleinigkeiten aufregen weil wir zu gereizt sind. Wir informieren unverzüglich den Vermieter und nehmen den Weg Richtung Christchurch wieder unter die Räder.
Die Auflösung des Vertrags läuft mehrheitlich problemlos ab. Der Vermieter lässt uns zu etwas besseren Konditionen gehen, als es im Vertrag festgelegt wäre. Trotzdem hat sich diese Miete natürlich nicht gelohnt. Sie dient uns bestenfalls als Lehrgeld.
Klicken vergrössert das Bild Wir belegen ein Zimmer in der sauberen und aufgeräumten Akron Backpacker-Lodge. Hier gibt es gratis Internet und nach kurzer Zeit haben wir einen neuen Campervan gebucht, den wir morgen abholen können.
So, nun haben wir genug geklagt. Die "verlorene" Woche hängen wir einfach am Schluss unserer Reise an, und zwar doppelt. So kehrt man Negatives in Positives. Freude herrscht!

Neuseeland

Bei ihrer Ankunft zwischen den Jahren 1000 - 1200 nannten die Maori die Insel Aotearoa "Land der langen weissen Wolke". Als erster Europäer entdeckte 1642 der holländische Seefahrer Abel Tasman Neuseeland. Ein Missverständnis zwischen der Tasman-Crew und den Maori (Bedeutung von "normal" oder "unauffällig") zwang den Entdecker zum Rückzug. Die nächsten 127 Jahre wurde Neuseeland ignoriert bis dann einmal mehr James Cook auf der Bildfläche erschien, die britische Flagge hisste und das Land für England in Besitz nahm. Seither sind die pakeha (maorisch für "fremd" gemeint die weissen Siedler) in Neuseeland allgegenwärtig.
Klicken vergrössert das Bild Pro Einwohner kommen in Kiwiland etwa zehn Schafe. Wir haben nicht selbst nachgezählt, also behaftet uns nicht. Kiwi hat drei Bedeutungen: Eine Frucht, ein flugunfähiger Vogel, ein Neuseeländer. Die aus China stammenden Früchte werden hier angebaut, den Vogel konnten wir noch nicht fotografieren (ist ausserdem vom Aussterben bedroht) und die Einwohner können auch nicht selber fliegen, sind aber sehr nett. Neuseeland hat seit der Verfilmung von Lord of the Rings an Popularität als Feriendestination gewonnen. Die Trilogie wird gekonnt für den Tourismus eingesetzt und auch auf unserer Strassenkarte sind die Locations von Mittelerde markiert. Sorry, wenn wir sie nicht gezielt besuchen, wir sind nämlich Lord-of-the-Rings-Banausen.

Über den Arthurs Pass an die Westküste

Klicken vergrössert das Bild Unsere Reise starten wir nochmals von vorne und nehmen den Arthur's Pass ein drittes Mal unter die Räder. Bei einem als fotogen markierten Lookout bekommen wir einen Kea zu Gesicht. Die Bergpapageien sind einzigartig und typisch für Neuseelands Alpen. Sie sind ganz schön frech und alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird aufgepickt und weggetragen. Ein "Nest" entdecken wir gleich neben dem Parkplatz. Auf einer Müllhalde sieht es nicht besser aus.

Klicken vergrössert das BildKlicken vergrössert das Bild Noch mehr Vögel fliegen über dem idyllischen Lake Pearson. Wir holen Stühle und Tisch hervor, machen es uns am Seeufer bequem und hören den fliegenden Genossen bei ihrem lustigen Zwitschern zu.
Klicken vergrössert das Bild Bei dieser Gelegenheit machen wir mit einer weiteren typisch neuseeländischen Art Bekanntschaft: Sandflies. Sie sind kleiner als Stechmücken, Stiche jucken aber genauso wenn nicht mehr. Scheissviecher! Dummerweise fliegen sie auch tagsüber und kommen stellenweise sehr zahlreich vor. Insektenschutz kommt auf die Einkaufsliste.
Klicken vergrössert das Bild Eine weitere Eigenheit Neuseelands sind die schmalen Brücken, über die teilweise sogar auch noch die Eisenbahn führt. Wer hat jetzt Vortritt? Lustig ist auch der Kreisel, der durch einen Schienenstrang halbiert wird. Konzentration beim Fahren ist angesagt. Linksverkehr (den wir allerdings seit 10 Monaten kennen und gewöhnt sind), Vortrittsrecht, Zug beachten.
Klicken vergrössert das BildKlicken vergrössert das Bild Von Hokitika führt eine Strasse landeinwärts zum Lake Kaniere. Das ist unser Ziel, denn dort könnten wir campen und die Gegend ist sicher wunderschön. In Kaniere verpassen wir eine Abzweigung, kein Problem, wir wenden - und - bleiben stecken. Schieben hilft nicht. Herausschaukeln gelingt auch nicht, der Wagen gräbt sich nur noch tiefer in die Pampe. Aber in Neuseeland muss man nicht lange auf Hilfe warten. Wir halten den nächsten Wagen an und die Fahrerin ruft einen Mechaniker der nahe gelegenen Werkstatt. Der lässt aber auf sich warten. Ein anderer Neuseeländer erkennt unser Dilemma, hält an und fragt ob er helfen könne. Weil wir ja schon auf Hilfe warten und er auch kein Abschleppseil dabei hat, verkürzt er uns die Zeit mit Plaudern. Er ist Pfarrer und hält Gottesdienste in ein paar Kirchen in umliegenden Dörfern. Er empfiehlt uns den Hokitika-Gorge, welcher satt-türkis-farbenes Wasser führen soll von der Eisschmelze der Gletscher. Wir entschliessen uns nach der Fahrzeug-Bergung zuerst zu diesem Gorge zu fahren. Die Hilfe kommt und zieht den Mazda locker aus dem Dreck.
Klicken vergrössert das Bild Der Pfarrer hatte wirklich Recht. Auf dem kleinen Rundweg erblicken wir das fast giftig grüne Gletscherwasser. Wir verweilen einen Moment an diesem reizenden Ort. Der Lake Kaniere wollen wir gleichwohl noch besuchen und dieser liegt eh um die Ecke. Einen Campplatz für die Nacht wird es dort sicher auch haben. Gleich beim Dorothy-Fall werden wir fündig. Ein kurzer Weg führt an den See. Während Moni Znacht brutzelt, fröne ich meinem Hobby und versuche den See und den Wasserfall in ein gutes Licht zu rücken. Regen setzt ein und ich flüchte in unseren Camper zurück, wo Moni Poulet-Geschnetzeltes an einer Sabayosauce mit Broccoli und Bratkartoffeln hingezaubert hat. Mmmmmh!
Klicken vergrössert das Bild In Pukekura machen wir einen kurzen Stopp weil wir das Bushmans-Museum besuchen möchten. In dieser Gegend wächst Torfmoos, das japanische und taiwanesische Orchideenzüchter wegen seiner absorbierenden Eigenschaften schätzen. Das Museum ist aber leider schon zu und wir schlendern ein bisschen herum und entdecken einen Hirsch, der sich gerade genüsslich im Dreck gewälzt hat. Red Deer heisst die Art und wurde 1861 erstmals nach Neuseeland eingeführt. Es ist die meistverbreitete von acht Hirscharten. Ihre Population wurde im mittleren 20. Jahrhundert zur Plage. Heute bilden sie das Rückgrat einer Multi-Millionen Farm-Industrie.
Klicken vergrössert das Bild Possums sind übrigens heute noch eine Plage, sie fressen tonnenweise die Vegetation leer. Daher werden sie gejagt und man kann sie in Form von Pies (Hackfleisch im Blätterteig) essen oder als Possumwolle am Körper tragen.

Franz Josef Gletscher und Fox Gletscher

Klicken vergrössert das Bild Die Neuseeländischen Alpen sind von vielen Gletschern durchzogen. Zwei davon sind gut erschlossen und können ohne grossen Aufwand von Nahe besichtigt werden. Wenn es heisst, die Gletscher kämen fast mit dem Meer in Berührung, so sind damit doch ein paar wenige Kilometer Distanz gemeint. Aber immerhin liegen die Enden dieser beiden Gletscher auf tiefen 300 Metern über Meer. Man stelle sich vor, wenn in der Schweiz die Gletscher so tief herunterkämen. Selbst das Tessin wäre noch vergletschert.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild1865 entdeckte der Österreicher Julius Haast den Franz Josef Gletscher und benannte ihn nach dem amtierenden Kaiser. Diesen Gletscher besuchen wir zuerst. Die Gletscherzunge erreichen wir über einen halbstündigen Weg durch das Flussbett. Schon hier erkennt man die Eismassen und wir erfreuen und an deren Anblick. Es ist eine fantastische Landschaft. Links und rechts ragen Berge in die Höhe und in der Mitte leuchtet der Gletscher, welcher weiter oben mit Schnee überzogen ist. Moni ist begeistert. Sie würde hier am liebsten gleich ein Stück Land kaufen.
Am Ende des offiziellen Weges stehen die Eismassen so hoch, dass man den Rest des Gletschers nicht mehr sehen kann. Wir besteigen die linke Talflanke um einen besseren Überblick zu erhalten. Und da passiert, was wir nicht zu denken gewagt haben. Es erfolgt ein grösserer Gletscherabbruch. Wir trauen unseren Augen nicht. Sekundenlang fallen Eisblöcke krachend in die Tiefe. Welch ein Anblick!
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildIm Franz Josef Village hat es eine Kirche mit speziellem Ausblick. Der Altar hat ein grosses Fenster und die Sicht zum Gletscher ist währendem Gottesdienst gewährleistet. Die Innenansicht zu fotografieren ist schier unmöglich aber an der Aussenfassade geht es umso besser. Im Jahre 1946 hat die neuseeländische Post eine Briefmarke mit dem Namen "Peace" veröffentlicht, welche die Sicht auf den Franz Josef Glacier durch das Altarfenster zeigt. Diese Sondermarke wurde als Zeichen der Dankbarkeit des Endes des zweiten Weltkrieges kreiert.
Am nächsten Tag besuchen wir den Gletscher gleich nochmals, so gut hat es uns gefallen. Vielleicht sehen wir nochmals einen Abbruch? Wir setzen uns auf einen Fels mit guter Aussicht. Wenn man so beobachtet, erkennt man, dass dauernd etwa los ist. Es vergeht keine Minute ohne Knarren und Ächzen. Immer wieder fallen Steine oder kleinere Eisbrocken herunter. Alleine das ist es wert, zu beobachten. Das Glück ist uns nicht hold, heute passiert kein grösserer Abbruch.
Klicken vergrössert das Bild Beim Besucherzentrum lernen wir zuerst Tamar und Philipp kennen, danach Helenka und Tina. Mit den letzteren zwei verbringen wir einen gemütlichen Plauderabend in ihrem Kea-Camper.
Klicken vergrössert das Bild Der Fox Gletscher ist dann einfach noch mal eine Reprise, mit dem Unterschied, dass der hier momentan ein Bilderbuch-Gletschertor besitzt.

Wanaka

Klicken vergrössert das Bild Der Ort liegt in mitten von Bergen am gleichnamigen Lake Wanaka. Die Region spricht uns an und wir wollen hier ein paar Tage bleiben und den einen oder andern Wanderweg anschauen. Zudem ist Herbst und die Umgebung mit ihren Bäumen ist in schöne Farben getaucht.
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das BildAls Einstieg besuchen wir "Puzzling World", eine Art Phänomena in Miniaturausgabe. Hier gibt es z.B. ein Raum, der Grössen relativ werden lässt. Wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, ist Moni viel grösser als ich. Wie ist denn das nur möglich? Moni steht schräg auf der Treppe und fällt nicht um?
Im Visitors Centre holen wir uns die nötigen Infos für den einen oder anderen Wanderweg. Zuerst fahren wir durch ein Tal dessen Name wir nicht kennen, aber der Fluss Matukituki River heisst. Ziel wäre ein Parkplatz am Ende des Tals wo eine Wanderung hoch zu einem Gletscher startet. Leider führt die Strasse durch einen Fluss und da wollen wir unseren Mazda nicht hindurchquälen. So ein Mazda ist eben kein Landcruiser! Also machen wir einen verkürzten Spaziergang durchs Tal und geniessen den Blick auf Gletscher, Weiden und Kuhherden.
Klicken vergrössert das Bild Auf der Rückfahrt Richtung Dorf übernachten wir und besteigen am nächsten Tag den 1578 Meter hohen Roys Peak. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend, sind es doch 1258 Meter Höhenunterschied bis zum Gipfel. Oben angekommen entschädigen die Verpflegung aus dem Rucksack und die schöne Aussicht für die Strapazen.

Queenstown

Das ist der Ort, wo man alles unternehmen kann um den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen zu lassen: Bungy, Paragliding, Jetboating, Parasail-Bungy, Heli-Biking, Swing-Bungy, Offroad-Adventure, Rocket-Bungy, Heli-Hiking, River-Rafting, White-Water-Sledging, River-Surfing, Canyoning, Skydiving und Skiing. Für das einzige Abenteuer, das uns unter den Fingernägeln juckt, fehlt der Schnee: Skifahren. Noch fehlt er, wir hoffen aber im Juni mehr Glück zu haben.
Klicken vergrössert das Bild Wir machen uns jetzt schon mal ein Bild der Liftanlagen am Coronet Peak. Ausserdem ist das Wetter so aussergewöhnlich sonnig/wolkig/dunstig und das Abendlicht so einzigartig, dass die Aussicht auf Frankton und die Remarkables fast surreal aussieht.

Milford Sound

Die allseits bekannte Bedeutung von "Sound" ist Geräusch, aber um diese geht es hier nicht. Sound ist auch die Übersetzung für das niederdeutsche Wort Sund, was anders ausgedrückt Meeresenge oder Meeresstrasse heisst. Das ist aber nicht ganz korrekt, denn Milford Sound ist ein Fjord. Das Lexikon erklärt das so:
Fjord [skandinavisch] der , lange, schmale, meist tiefe, vielfach sich verzweigende Bucht, besonders an felsigen Steilküsten; entstanden aus mündungsnahen Strecken glazial übertiefter Trogtäler ehemaliger Vereisungsgebiete, in die das Meer eingedrungen ist. Fjorde bilden Küstenlandschaften von großartiger Schönheit (Skandinavien, Schottland, Labrador, Neuseeland, Feuerland).
Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Der Milford Sound ist der am meisten besuchte Fjord in Neuseeland und zählt zu den must-see Attraktionen. Ein dementsprechender Touristenauflauf erwartet uns beim Hafen Milford, obwohl es heute in Strömen regnet. Die Ticketverkäuferin meint beschwörend, der Sound sei erst recht "beautiful" bei Regen. Wir können es nicht vergleichen, wir warten nicht auf besseres Wetter und buchen die Tour jetzt.

Doubtful Sound

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Doubtful Sound ist der zweitbekannteste Fjord in Neuseeland. Weil es im Milford so schlechtes Wetter war, entschliessen wir uns für einen Flug über den Doubtful Sound im Wasserflugzeug. Das ist Sightseeing in zeitkomprimierter Form. Wir geniessen vor allem den Anblick schneebedeckter Bergspitzen. Der Fjord liegt leider etwas im Dunst weil wir relativ hoch fliegen. Der Pilot will nicht runter, wahrscheinlich weil es dann zu viel Zeit und Kerosin kostet, bis die Höhe wieder erreicht ist, die wir für den Rückflug über die Berge benötigen.

Bluff

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Dieses Wochenende findet gerade das jährliche "Bluff Oyster And Southland Seafood Festival" statt. Beide haben heimlich den Gedanken im Kopf, hier erstmals Austern zu probieren. Ahnungslos, was geboten wird, kaufen wir zwei Tickets und begeben uns ins Gewühl. Von Restaurants der Region werden Foodstände betrieben. Zu einem günstigen Preis erstehen wir uns eine Portion Austern. Moni ist nicht so begeistert, aber mir schmecken sie recht gut. Weil wir immer noch hungrig sind, probieren wir danach noch einen Aal. Dieser behagt uns beiden vorzüglich.

The Catlins

Zwischen Invercargill und Balclutha erstreckt sich eine Küstenroute mit einigen kleineren Highlights. Die Region nennt sich The Catlins oder Catlins Coast und hat viel Wald und Viecher.

Waipapa Point

Klicken vergrössert das Bild In der Hoffnung, einen Übernachtungsplatz zu finden, steuern wir den Waipapa-Point an. Laut Karte steht dort ein Leuchtturm. Vom starken Wind hingegen steht nichts auf der Karte. Die Vegetation zeugt davon, dass dieser permanent vorhanden ist. Wir stellen unser Gefährt zwar möglichst optimal in den Wind, werden aber trotzdem die ganze Nacht durchgeschüttelt. Zwischendurch mischt sich Regen und sogar Hagel in die Antarktis-Strömung, richtiges Aprilwetter halt.
Klicken vergrössert das Bild Der Morgen bringt dann eine kleine, aber feine Überraschung. Als wir uns den Leuchtturm von Nahem anschauen wollen, entdecken wir Seelöwen, die sich im Gras mehr oder weniger gut verstecken. Sie sind noch etwas müde und wollen ihre Ruhe. Als ich dem einen zu nahe komme, faucht er mich frech an. Andere sind nicht so ausgeprägte Morgenmuffel und spielen friedlich miteinander.

Slope Point

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Das ist der südlichste Punkt der Südinsel Neuseelands. Es ist kalt. Ein Südwind weht hier. Im Gegensatz zur nördlichen Hemisphäre bedeutet Süden Kälte, antarktische Kälte. Bis zur Antarktis sind es gerade noch 4000 Kilometer. Der starke Wind lässt mächtige Wellen entstehen, die sich an der Küste brechen. Zwischendurch werden wir mit einer regelrechten Salzwasserdusche beglückt. Das ist nicht das Klima für empfindliche Digitalkameras, aber umso mehr gefällt es uns, denn es sieht einfach spektakulär aus.

Curio Bay

Klicken vergrössert das Bild Zur der Zeit, als die südlichen Kontinente noch an einem Stück waren (Gondwana) muss hier ein Wald gewesen sein. So versuchen zumindest Wissenschaftler, die versteinerten Reste zu erklären. Bei Ebbe sieht man deutliche Spuren des "gerade mal" 160 bis 180 Millionen Jahre alten Waldes. Wir können einen Baumstamm ausmachen, der zwar morsch aussieht, aber steinhart ist. Mehr ist unter dem Meer, das nämlich schon wieder am Steigen ist. Bis zur nächsten Ebbe wollen wir nicht warten, wir kommen dann vielleicht in 100 Millionen Jahren nochmals vorbei...

Niagara Fälle

Klicken vergrössert das Bild ...denn wir haben spannenderes zu tun. In der Nähe von Waikawa befinden sich nämlich die Niagara Fälle. Sie wurden benannt von einem Landvermesser mit einem offenkundigen Sinn für Humor.

Purakuanui Falls

Klicken vergrössert das Bild Nachdem wir die Niagarafälle gesehen haben, ist dieser hier natürlich nur noch Peanuts.

Jack's Blowhole

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild 200 Meter von der Küste entfernt öffnet sich eine Art Höhle, in der sich die vom Meer her kommenden Wellen endgültig zerschlagen. Das Loch ist 55 m tief, 144 m lang und 68 m breit. Es ist nicht so superinteressant, aber dafür gefällt uns der halbstündige Weg über Weidland umso mehr.

Nugget Point

Klicken vergrössert das Bild Klicken vergrössert das Bild Nahe bei einem Leuchtturm ragen die wind- und wellenumtosten Felsspitzen aus dem Wasser, die von Seelöwen heimgesucht werden und Nuggets genannt werden. Unweit davon befindet sich die Roaring Bay und die soll bekannt sein für Gelbaugenpinguine. Diese Spezies ist einzigartig im südlichen Neuseeland und seit sie geschützt ist, steigt die Population wieder ein wenig. Der Gelbaugenpinguin (Megadyptes antipodes) brütet als einziger Pinguin nicht in Kolonien und hält sich das ganze Jahr über in seinem Brutgebiet auf. Die Pärchen brüten im dichten Unterholz. Sie sind sehr scheu, ruhig und verabscheuen lange Wanderungen. Sie legen jedes Frühjahr zwei Eier, die sie allerdings nur dann ausbrüten, wenn sie ungestört bleiben. Wir begeben uns in eine Art Unterstand, die als Versteck dienen soll, damit Pinguine ungestört bleiben. Durch einen schmalen Holzschlitz können wir den Strand erspähen und hoffentlich auch einen Pinguin. Wir warten und warten. Andere Leute kommen und gehen. Nach einer Stunde wollen wir auch aufgeben und werden im letzten Moment doch noch belohnt. Plötzlich watschelt frisch fröhlich ein Pinguin aus dem Meer. Er bleibt immer wieder stehen um sein Kleid zu putzen und um sicher zu sein, dass die Luft rein ist. Nach etwa einer Viertelstunde hat er sein Versteck erreicht. Wir warten noch eine Weile, aber kein weiterer Pinguin zeigt sich. Schön war's, denn Pinguine bleiben bis zu einer Woche im Meer. Das heisst, dass nicht jeden Tag Pinguine beobachtet werden können. Zufrieden verlassen wir den Unterstand.

Fazit

Klicken vergrössert das Bild Neuseeland ist fantastisch. Es ist ähnlich wie die Schweiz, aber trotzdem anders. Bis jetzt hat das schöne Wetter Vorrang gehabt. Campieren kann man hier an vielen Orten. Führt die Strasse an Seen oder Flüssen entlang, hat es immer wieder Plätze, wo man das Auto abstellen kann. Auch Rastplätze sind teilweise recht schön gemacht und laden zum Übernachten ein. Das ist ein grosser Unterschied zu Australien, wo wir zwar auch oft "wild" campiert haben, aber diese Plätze meist länger suchen mussten.

Das war ein langer Bericht, bitte seid uns nicht böse, wenn der nächste wieder etwas kürzer wird.